20140703CEST174151+0100 Initiative München: Weniger Psychopharmaka in Alten- und Pflegeheimen

Das Amtsgericht München hat mit der „Initiative München, Psychopharmaka in Alten- und Pflegeheimen“ einen Weg gefunden, Hand in Hand mit allen Beteiligten zum Wohl der Patienten die Vergabe von Medikamenten zum Zweck der Sedierung zu reduzieren.

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat ermittelt, dass in Deutschland 2,2 Millionen Pflegebedürftige zu versorgen sind, von denen 1,5 Millionen zu Hause leben und 700.000 in Heimen betreut werden. Bundesweit gibt es 1,1 Millionen Demenzkranke, von denen 240.000 zu Unrecht mit Psychopharmaka behandelt werden. Der Qualitätsbericht 2011/2012 der Münchner Heimaufsicht spricht von einem bedenklichen Umgang mit Psychopharmaka. Die erhobenen Daten zeigen, dass zu schnell zu viele Psychopharmaka verabreicht werden. Viele Betroffene erhalten fünf bis zehn und mehr Medikamente ohne Überprüfung von sich beeinflussenden Nebenwirkungen.

Initiative soll Lebensqualität verbessern

Das Amtsgericht München hat im November 2013 eine Arbeitsgruppe gegründet, um eine Sensibilisierung im Umgang mit Medikamenten, die freiheitsentziehende Wirkung haben können, zu erreichen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Der Arbeitsgruppe gehören u.a. Vertreter des Justizministerium, des Ministeriums für Gesundheit und Pflege, Vertreter des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen Bayern und des Bayerischen Hausärzteverbandes an. Das Amtsgericht München hat mit der „Initiative München, Psychopharmaka in Alten- und Pflegeheimen“ einen Weg gefunden, Hand in Hand mit allen Beteiligten zum Wohl der Patienten die Vergabe von Medikamenten zum Zweck der Sedierung zu reduzieren.

Neuartige interdisziplinäre Zusammenarbeit

So wird das Gericht wird – und das ist völlig neu – mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen Bayern und dem Bayerischen Hausärzteverband zusammenarbeiten, die in ihrem Bereich die Sensibilisierung für die Genehmigungsbedürftigkeit und Notwendigkeit ihrer Verschreibungen vorantreiben werden. Das Gericht ist der Überzeugung, dass durch diese Initiative die Psychopharmaka-Gabe transparent gemacht werden und reduziert werden kann. Erfahrungen mit dem Werdenfelser Weg zeigen, dass die Fixierungen in München drastisch von 12 Prozent im Jahr 2011 auf unter 5 Prozent im Jahr 2013 reduziert wurden durch die Zusammenarbeit aller Disziplinen.

(AG München / STB Web)

Artikel vom: 03.07.2014

Quelle: STB Web.