Den Abgabeprozess stellen sich die meisten Praxen und Apotheken schwieriger vor, als er tatsächlich ist. Doch der angestrebte Erlös wird nicht immer erreicht, und 11 Prozent schließen sogar ohne Nachfolge. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hervor.
Insgesamt 400 Heilberuflerinnen und Heilberufler aus den Bereichen Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie, die entweder noch vor der Abgabe stehen oder bereits abgegeben haben, beantworteten Fragen rund um die Herausforderungen beim Verkauf der eigenen Praxis oder Apotheke. So entstand eine Gegenüberstellung, die einerseits die Erwartungen der Noch-Inhaber aufzeigt und andererseits die tatsächlichen Erfahrungen der ehemaligen Selbständigen darlegt.
Abgabeprozess schneller als vermutet
Im Vergleich läuft der Abgabeprozess grundsätzlich schneller als gedacht: Während die Schätzungen im Vorfeld bei 2 Jahren und 4 Monaten liegen, sind es im Schnitt 8 Monate weniger, die die befragten Ex-Inhaber für den Prozess benötigt haben. Dabei steigt gut die Hälfte (55 Prozent) sofort aus, die anderen entscheiden sich für einen sanften Übergang in den Ruhestand und bleiben durchschnittlich noch 20 Monate gemeinsam mit ihrer Nachfolge im Dienst.
Nachfolger meist fremde Dritte
Auf die Frage, welche Kriterien bei der Abgabe besonders herausfordernd sein werden, nannten 69 Prozent der befragten Noch-Inhaber, einen geeigneten Interessenten zu finden. In der Praxis gestaltete sich dieser Punkt etwas leichter als gedacht, dennoch machten 37 Prozent tatsächlich diese Erfahrung. Insgesamt hat gut die Hälfte an eine zuvor unbekannte Person abgegeben, 24 Prozent an eine Kollegin oder Kollegen und 9 Prozent an ein Familienmitglied. Auch das persönliche Netzwerk kann hilfreich sein und hat bei 14 Prozent zum Erfolg geführt.
Den Wert der Praxis oder Apotheke marktgerecht einzuschätzen, bereitet ebenfalls vielen Heilberuflerinnen und Heilberuflern Kopfzerbrechen. Für die Mehrheit (67 Prozent) derjenigen, die die Abgabe bereits hinter sich haben, stellte sich die Wertermittlung als wenig problematisch heraus. Auch die organisatorische Planung des Abgabeprozesses wird im Nachhinein als weniger mühsam bewertet wie zuvor befürchtet (14 Prozent versus 29 Prozent).
Investitionen vorab lohnen sich
Wer einen guten Wert erzielen möchte, sollte vorab noch einmal in die Tasche greifen, um die eigene Praxis oder Apotheke auf den neuesten Stand zu bringen: Die Hälfte der Befragten entschied sich vor Verkauf für derartige Investitionen – und die Mehrheit (60 Prozent) ist sich einig, dass sich diese mehr als gelohnt haben. Dabei handelte es sich in der Regel um Maßnahmen zur Digitalisierung, die Anschaffung neuer Geräte oder die Modernisierung der Räumlichkeiten.
(apoBank / STB Web)
Artikel vom: 02.11.2023