Die inflationsgetriebene kalte Progression belastete die Steuerzahlenden im Jahr 2022 mit 10,9 Milliarden Euro. Dies zeigen Berechnungen des ifo Instituts. Aufgrund der damit verbundenen geringeren steuerlichen Beschäftigungsanreize blieben dem Staat so Mehreinnahmen von 9,3 Milliarden Euro.
Bei der sogenannten „kalten Progression“ rutschen die Steuerzahlenden in einen höheren Steuertarif – allerdings nur, weil ihr nominales Einkommen gestiegen ist, das die Inflation ausgleicht. Dies führt im Ergebnis dazu, dass man mehr Steuern zahlt, aber real weniger Geld zur Verfügung hat.
Die zusätzliche Steuerlast haben vor allem die Mittelschicht und höhere Einkommen getragen. Ohne Ausgleich kostete die kalte Progression die Privathaushalte im Jahr 2022 durchschnittlich knapp 325 Euro. Die obersten 10 Prozent der Einkommen zahlten fast 1.000 Euro mehr Einkommenssteuern (inkl. Solidaritätszuschlag). Die obere Mittelschicht – Steuerzahlende, die rund 60.000 Euro zur Verfügung haben – trug im Verhältnis zu ihrem durchschnittlichen Jahreseinkommen die höchste Last.
Für 2023 gleiche das neue Inflationsausgleichsgesetz die Steuerbelastung der Haushalte durch die kalte Progression zwar nahezu aus, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. Dies kompensiere aber nicht die verbleibende Steuerbelastung durch die Inflation des Vorjahres 2022.
Ökonomisch sinnvoller als ein reiner Inflationsausgleich wäre nach Ansicht der ifo-Forschenden der automatische Ausgleich der kalten Progression über einen „Tarif auf Rädern“, bei dem sich die Eckwerte der Tarifzonen jährlich in Höhe des Wachstums der nominalen Einkommen anpassen.
(ifo / STB Web)
Artikel vom: 13.02.2023