20150430CEST181225+0100 Generationenwechsel im deutschen Mittelstand

Dem deutschen Mittelstand steht ein erheblicher Generationswechsel bevor. Gut ein Drittel der Inhaber mittelständischer Firmen ist 55 Jahre oder älter. Bis 2017 stehen rund 580.000 Unternehmensübergaben an.

Mit dem Näherrücken des Ruhestandsalters stellt sich die Frage nach dem Fortbestand des Unternehmens. Wie KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels jetzt erstmalig ermittelte, planen bis zum Jahr 2017 die Chefs von rund 580.000 mittelständischen Firmen die Übergabe oder den Verkauf an einen Nachfolger. Das ist jeder sechste Mittelständler in Deutschland. Etwa vier Millionen Arbeitsplätze hängen vom Gelingen dieser Unternehmensnachfolgen ab.

Familieninterne Lösungen beliebter

Bei den Nachfolgeplanungen besteht eine leichte Präferenz für familieninterne Lösungen. Laut KfW Research wollen derzeit 9 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen die Nachfolge innerhalb der Familie organisieren, 7 Prozent der Alteigentümer suchen extern. Hier kommen etwa ein Verkauf an einen Mitarbeiter, ein anderes Unternehmen oder einen Finanzinvestor in Frage. Betroffen vom anstehenden Generationswechsel sind alle Segmente der mittelständischen Wirtschaft. Besonders häufig bestehen Übergabepläne im sonstigen Verarbeitenden Gewerbe – das sind z. B. Unternehmen des Ernährungs- oder Holzgewerbes sowie Hersteller von Metallerzeugnissen.

Bremse für Investitionen und Innovationen

Nachfolgeplanungen dürften auch in Zukunft ein Top-Thema in den Chefetagen des Mittelstands bleiben, denn dort kommt der demografische Wandel im Zeitraffer an. Seit 2002 ist der Anteil der über 55-Jährigen Unternehmensinhaber um 16 Prozentpunkte auf 36 Prozent gestiegen, in der Gesamtbevölkerung legte diese Altersgruppe um nur vier Prozentpunkte auf 38 Prozent zu. Der Rückzug aus Investitionen und Innovationen verstärkt sich, wenn kein geeigneter oder interessierter interner Nachfolger bereit steht. Die Unternehmen werden nicht weiterentwickelt, die Wettbewerbsfähigkeit leidet – der Wert des Unternehmens und seine Chancen, erfolgreich am Markt zu bleiben, sinken.

Unternehmernachwuchs fehlt

„Der demografische Wandel wird die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands mittelfristig stark beeinflussen, denn er bremst sowohl Investitionen als auch Innovationen“, erklärt Dr. Jörg Zeuner. Eine Möglichkeit, um die Folgen abzufedern, sei es, die Investitionsbereitschaft älterer Unternehmer zu stimulieren. „Grundsätzlich wichtig ist, dass ein Unternehmer seine Nachfolge frühzeitig regelt. Besonders bei externen Nachfolgern sehen wir aber einen kritischen Engpass. Deutschland fehlt der Unternehmernachwuchs. Eine stärkere Vermittlung von ökonomischer Bildung und Unternehmerkompetenzen wären ein wesentlicher Baustein. Auch der Weg zur Gründung muss weiter erleichtert werden, damit wir das vorhandene Potenzial mobilisieren“, so Zeuner.

(KfW / STB Web)

Artikel vom: 28.04.2015

Quelle: STB Web.