20140728CEST213630+0100 Steuermoral und Steuermentalität unter der Lupe

Eine aktuelle Umfrage des Bunds der Steuerzahler NRW enthüllt die fragile Balance zwischen Steuermoral und Steuermentalität der Deutschen.

Die Steuermoral in Deutschland ist so gut wie nie. Die Bürger stehen sehr verantwortungsvoll zu ihrer Steuerpflicht, obwohl sie ihre persönliche Steuer- und Abgabenbelastung als zu hoch empfinden. Das zeigt die Studie „Steuerkultur und Steuermoral in Deutschland 2014“, die der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW bei der Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik (Fores) in Auftrag gegeben hat. Es ist bereits die siebte Studie dieser Art und die langfristige Betrachtung zeigt, dass sich die Einstellung der Deutschen seit der letzten Studie 2008 ganz gravierend verändert hat.

Steuermentaliät verschlechtert

Die Steuermentalität hat sich seit der letzten Erhebung vor sechs Jahren verschlechtert. Unter Steuermentalität versteht man die grundsätzliche Einstellung zum Steuersystem, zur Steuergerechtigkeit und zur individuellen Steuerlast. 85 Prozent halten ihre Steuern für zu hoch – das ist der höchste Wert seit Ende der 1980er Jahre. Zudem gilt das Steuersystem insgesamt als ungerecht. Vier von fünf Deutschen (82 Prozent) fordern ein Ende der kalten Progression, bei der Einkommenssteigerungen durch höhere Steuersätze und Inflationseffekte aufgezehrt werden. Außerdem erwarten die Bürger vom Staat eine Gegenleistung für ihre Bereitschaft, korrekt ihre Steuern zu zahlen: Sie wollen, dass der Staat mit dem Geld verantwortungsvoll umgeht und die Verschwendung von Steuergeld stoppt. 95 Prozent sind der der Ansicht, dass der Staat viel zu verschwenderisch mit dem ihm anvertrauten Geld umgeht.

Steuerehrlichkeit ist angesagt

Trotz so massiver Kritik am Steuersystem und am Staat hat sich die Steuermoral der Bürger aber erheblich verbessert. Das erkennt man am Steuermoralindex, der von 4,28 im Jahr 2008 deutlich auf 4,8 in diesem Jahr gestiegen ist. Von Steuerhinterziehung als „Volkssport“ kann also keine Rede sein. 82 Prozent der Bürger halten Steuerhinterziehung für generell unmoralisch (2008: 67 Prozent; 1997: 55 Prozent). Eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent ist davon überzeugt, dass Steuerhinterziehung stets Steuerhinterziehung bleibt – auch wenn es nur um geringe Beträge geht. Die Studie bestätigt damit einen langfristigen Trend. Zentrale Gründe für die gestiegene Steuerehrlichkeit ist zum einen die Angst, erwischt zu werden. Zum anderen wächst die Bedeutung moralischer und politischer Werte im Entscheidungsprozess. Hier wirkt sich die Präsenz des Themas Steuerhinterziehung in der Öffentlichkeit – Stichwort: Hoeneß-Affäre – stärker auf die moralische Bewertung aus.

(BdSt / STB Web)

Artikel vom: 28.07.2014

Quelle: STB Web.