20150602CEST145716+0100 Pflegebranche tut sich schwer mit Suche nach Fachkräften im Ausland
Selbst wenn es Unternehmen an Fachkräften mangelt, tun sie sich schwer, gezielt Arbeitnehmer aus dem Ausland für sich zu gewinnen. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung am Beispiel der Pflegebranche. Kaum ein anderer Wirtschaftszweig in Deutschland hat derart große Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden.
61 Prozent der Pflegeeinrichtungen haben Vakanzen, durchschnittlich sind dort 4,3 Stellen unbesetzt. Trotzdem, so das Ergebnis einer Unternehmensbefragung, hat bislang nur ein Sechstel der Pflegebetriebe versucht, Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren.
Für die repräsentative Studie befragte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) knapp 600 Arbeitgeber. Drei von vier Pflegeeinrichtungen, die vakante Stellen haben, bezeichnen demnach die Suche nach geeigneten Fachkräften als schwierig. Trotzdem nimmt die Rekrutierung aus dem Ausland den letzten Platz ein unter den Strategien, mit denen die Pflegebranche diesem Arbeitskräftemangel begegnet. Gerade einmal 16 Prozent der Einrichtungen wählen diesen Weg. Lieber werben die Unternehmen Personal von der Konkurrenz ab (20 Prozent) oder versuchen, den Krankenstand abzusenken (83 Prozent).
Zu aufwendig, zu teuer, zu hohe rechtliche Hürden
„An der Pflegebranche wird deutlich, wie weit Deutschland von einer gezielten und am Arbeitsmarkt orientierten Einwanderungspolitik entfernt ist“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Denn trotz aller Personalknappheit ist für 59 Prozent der Pflegebetriebe ohne Erfahrung mit Rekrutierung aus dem Ausland dies auch künftig keine Option: Zu aufwendig, zu teuer, zu hohe rechtliche Hürden, lauten die Begründungen. 83 Prozent der befragten Unternehmen mit Rekrutierungserfahrung stießen bei ihrer internationalen Fachkräftegewinnung auf bürokratische Hemmnisse, 67 Prozent auf Probleme bei der Anerkennung von Qualifikationen. 60 Prozent hatten Schwierigkeiten mit der Einwanderungserlaubnis für Drittstaatler.
Deshalb wünschen sich die Unternehmen einen Abbau rechtlicher Hürden (67 Prozent), bessere Angebote an Sprach- und Integrationskursen (87 Prozent) und mehr Informationsmöglichkeiten über Bewerber (73 Prozent). Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen benötigen Unterstützung. Die Studie zeigt: Je größer das Unternehmen und je professioneller seine Personalabteilung, desto mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland gewinnt es. Kaum aktiv sind vor allem die ambulanten Pflegedienste, von denen nur jeder zehnte in den vergangenen drei Jahren Rekrutierungsversuche im Ausland unternommen hat. Dagegen war jede fünfte stationäre Krankenpflegeeinrichtung und Altenpflegeeinrichtung aktiv, um international zu rekrutieren.
(ZEW / STB Web)
Artikel vom: 02.06.2015
Quelle: STB Web.