20140902CEST160931+0100 Reorganisation im Krankenhaus – oft kein Fortschritt für Beschäftigte und Patienten
Viele Krankenhäuser in Deutschland haben in letzter Zeit ihre Organisation und Arbeitsaufteilung verändert. Allerdings bringt dies auf den Stationen häufig keine Verbesserungen – weder für Beschäftigte noch für Patienten.
Medizinisches und Pflegepersonal sind weiterhin mit Arbeitsverdichtung und Stellenabbau konfrontiert. Vor allem den Pflegenden bleibt oft zu wenig Zeit für Kernaufgaben, insbesondere das Gespräch mit Patienten und Angehörigen. Das zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung, gestützt auf eine umfangreiche Online-Befragung, an der sich mehr als 2.500 Krankenhausbeschäftigte aus ganz Deutschland beteiligt haben. Erstmals zeigt sich, wie sich die Zuordnung von Aufgaben, Tätigkeiten und Qualifikationen im Reorganisationsprozess der Krankenhäuser verändern.
Keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Angesichts der hohen Belastung sowohl von Medizinern als auch von Pflegenden werde häufig eine neue Arbeitsteilung zwischen den Gesundheitsberufen gefordert. Ansätze dazu seien auf vielen Stationen längst zu beobachten. So übernehmen beispielsweise Pflegekräfte Aufgaben, die früher vor allem Ärzten vorbehalten waren. Die Sicht der Beschäftigten lasse aber „starke Zweifel daran aufkommen, dass diese Veränderungen erfolgreich sind“, so die Studie. So wiedersprechen rund 78 Prozent der Pflegenden, mehr als 63 Prozent der Ärzte und etwa 70 Prozent der übrigen Befragten der Aussage: „Meine Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten 5 Jahren verbessert“. Mehr als 50 Prozent der befragten Krankenhausbeschäftigten glauben nicht, dass Patienten von den bisher erfolgten Veränderungen der Aufgabenverteilung auf ihren Stationen profitieren.
Weniger Stellen, mehr Arbeit
Bis zu 50.000 Stellen sind nach Schätzungen von Gesundheitsforschern seit Mitte der 1990er Jahre im Pflegedienst der deutschen Krankenhäuser gestrichen worden – bei steigenden Patientenzahlen, 71 Prozent der Befragten bestätigten dies. Zudem erleben viele Beschäftigte im Arbeitsalltag permanente Zeitknappheit. Knapp 60 Prozent sagen, sie hätten nicht genug Zeit für ihre Arbeit, weitere 27 Prozent beantworten die Frage mit „teils-teils“. Mehr als die Hälfte der befragten Ärzte und Pflegekräfte können zumindest mehrmals in der Woche nicht die vorgesehenen Pausen machen. Fast 83 Prozent aller Beschäftigten geben an, dass auf ihrer Station wichtige Aufgaben vernachlässigt würden.
(Hans-Böckler-Stiftung / STB Web)
Artikel vom: 02.09.2014
Quelle: STB Web.