20140420CEST152318+0100 Depression: Drei von vier Erkrankten werden schlecht versorgt

Drei von vier Patienten in Deutschland, die an einer schweren Depression erkrankt sind, erhalten laut „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann Stiftung keine angemessene Therapie. Der Großteil der Patienten erhält keine oder eine zu kurze Therapie.

Depressionen gehören zu den häufigsten und folgenreichsten Erkrankungen. Jeder fünfte Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression. Derzeit leiden ca. neun Millionen Deutsche an einer behandlungsbedürftigen Depression, mindestens 15 Prozent von ihnen sind schwer krank. Durchschnittlich nimmt sich jeder siebte schwer Depressive das Leben. Die angemessene Behandlung von schweren Depressionen besteht aus einer Kombination von Psychotherapie und der Einnahme von Antidepressiva. Doch nur ein Viertel wird laut Faktencheck Gesundheit auf diese Weise behandelt. 18 Prozent der Betroffenen werden sogar gar nicht behandelt.

Der Wohnort spielt eine Rolle

Nur 13 Prozent der Depressiven in Zwickau (Sachsen) werden angemessen versorgt. Mit 40 Prozent kommt Münster (NRW) auf eine dreimal höhere Rate. Im Bundesländervergleich erreichen Nordrhein-Westfalen (30 Prozent) und Hessen (29 Prozent) die besten Versorgungsquoten. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt (22 Prozent), Thüringen (20 Prozent) und das Saarland (20 Prozent). Die Gründe für die Unterschiede in der Versorgung von schweren Depressionen sind vielschichtig. Eine Ursache ist das regional unterschiedliche Angebot an Psychotherapeuten sowie psychiatrischen und psychosomatischen Fachärzten. Während im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) nur neun Psychotherapeuten oder eben Fachärzte auf 100.000 Einwohner kommen, sind es in Heidelberg (Baden-Württemberg) 165.

Zum Hintergrund

Prof. Martin Härter, Autor der Studie und Direktor Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie/Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, meint: „Die Ergebnisse sind alarmierend. Werden Depressionen nicht angemessen behandelt, können sie chronisch werden. Noch gravierender ist die Gefahr von Suizid bei schweren Depressionen.“ Für die Studie wurden die anonymisierten Daten von rund sechs Millionen Versicherten der Betriebs- und Innungskrankenkassen ausgewertet. Die komplette Studie, Hintergrundinformationen und Entscheidungshilfen für Betroffene und Angehörige finden Sie hier.

(Bertelsmann Stiftung / STB Web)

Artikel vom: 19.04.2014

Quelle: STB Web.